Nach der tödlichen Auseinandersetzung zweier im Türsteher-Milieu aktiven rockerähnlichen Gruppen am 21. Dezember 2012 in Esslingen, bei der ein 22-Jähriger durch mehrere Messerstiche getötet, fünf Männer schwer und fünf weitere leicht verletzt wurden, haben die Beamten der Sonderkommission Obertor weitere Ermittlungserfolge zu verzeichnen.
Bislang konnten die Beamten sieben mutmaßliche Täter festnehmen, die jetzt wegen gemeinschaftlichen Mordes in Untersuchungshaft sitzen.
21 Mitglieder der Organisation Black Jackets in Stuttgart – für sieben Jahre hinter Gitter
Bei der Massenschlägerei, bei der auch mehrfach mit Messern zugestochen wurde, haben Mitglieder der nur im Raum Esslingen/Stuttgart/Ludwigsburg beheimateten Clique Red Legions gegen Mitglieder der einstmals auch in Pforzheim aktiven Black Jackets gekämpft.
Beide Gruppen sind international besetzt:
Neben Türken finden sich auch Iraner und Griechen darunter.
Bei dem Kampf soll es um einen Revierstreit der beiden rockerähnlichen und im Türsteher-Milieu agierenden Gruppen gegangen sein. Die Spannungen zwischen beiden Gruppen bestehen schon länger. Welche kriminellen Machenschaften in deren Revieren ablaufen, wird vielleicht im Zuge der Mordermittlungen ebenfalls ans Tageslicht kommen. So wie es bis jetzt aussieht, scheint die Bedrohung als auslösendes Moment für die Messerstecherei von den Red Legions ausgegangen zu sein. Einige von ihnen sollen in ein Lokal mit Gästen der Black Jackets gegangen sein und die Gegner gebeten haben, doch nach draußen vor die Tür zu kommen, um einen Streit zu klären. Vor dem Lokal eskalierte die Situation.
21 Mitglieder der Organisation Black Jackets in Stuttgart – für sieben Jahre hinter Gitter
Mindestens 20 Angreifer der Red Legions sollen auf etwa sieben bis zehn Black Jackets losgegangen sein. Am Ende starb am vergangenen Samstagabend ein 22-jähriges Black-Jacket-Mitglied durch mehrere Messerstiche. Bis auf den schwer verletzten 21-jährigen Bruder des Getöteten konnten alle Verletzten, die stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden mussten, die Kliniken inzwischen wieder verlassen.
21 Mitglieder der Organisation Black Jackets in Stuttgart – für sieben Jahre hinter Gitter
Noch am Sonntagabend konnten die Kriminalbeamten einen polizeibekannten 23-jährigen türkischen Staatsangehörigen aus dem Kreis Esslingen festnehmen. Am selben Abend stellte sich der 20-jährige Bruder des Mannes – der von der Inhaftierung erfahren hatte – auf Anraten seiner Anwältin bei der Stuttgarter Polizei. Auch er ist der Polizei kein Unbekannter. Nach intensiven Ermittlungen nahmen die Fahnder der Sonderkommission dann am Vormittag des Heiligen Abend zwei weitere 21 und 23 Jahre alte Männer fest. Insgesamt sitzen nun sieben Männer in Untersuchungshaft.
In Pforzheim ist es um die Black Jackets ruhig geworden. Vor allem deren Bandennachwuchs hatte für Aufregung und Polizeieinsätze gesorgt. Zuerst wurde die Jugendgruppe und dann nach der Verhaftung von Führungspersonal die Black Jackets selbst aufgelöst. Was bei den Black Jackets aus der Gruppe heraus eigenständig getan wurde, musste bei den Pforzheimer Hells Angels erzwungen werden. Das Vereinsverbot der Rocker wurde nach zwei Razzien ausgesprochen. Eine dritte Razzia sollte Beweise sammeln, um die Einhaltung des Vereinsverbots kontrollieren zu können.
21 Mitglieder der Organisation Black Jackets in Stuttgart – für sieben Jahre hinter Gitter
Eine ähnliche Auseinandersetzung wie in Esslingen gab es bei der Massenschlägerei der Hells Angels mit Mitgliedern der Türsteherclique United Tribuns. Auch da wurde ein Mann durch Messerstiche schwer verletzt.
21 Mitglieder der Organisation Black Jackets in Stuttgart – für sieben Jahre hinter Gitter
Außerdem fiel ein Schuss aus einer scharfen Waffe. Scharf geschossen wurde später auf den Eingangsbereich einer Pforzheimer Diskothek. Aus einem fahrenden Mercedes heraus soll mit einer Maschinenpistole gefeuert worden sein. Die Lage in Pforzheim habe sich beruhigt, heißt es aus Polizeikreisen, wenngleich nicht alle dem Frieden so richtig trauen wollen.
Polizei verhindert „Black Jackets“-Racheaktion
PFORZHEIM. Ein Großaufgebot der Polizei hat eine drohende Racheaktion von auswärtigen Mitgliedern der „United Tribuns“ gegen Angehörige der „Black Jackets“ verhindert. 100 Beamte waren in der Nacht auf Sonntag im Einsatz.
Das Hauptquartier der „Black Jackets“ befindet sich an der Calwer Straße in der Au. In der Nacht konnte offenbar eine Auseinandersetzung der Gang mit den „United Tribuns“ verhindert werden.
Was hat sich in Abendstunden des Samstag in der sogenannten „Türsteher-Szene“ abgespielt? Und wo ist es zu einem möglicherweise tätlichen Aufeinandertreffen von Mitgliedern der „United Tribuns“ und der „Black Jackets“ in Pforzheim gekommen? Das ist unbekannt. „Unsere Ermittlungen laufen noch“, lautet bisher die Stellungnahme von Seiten der Polizeidirektion.
Black Jackets Logo
Nur so viel wurde offiziell am Sonntagfrüh um 3.27 Uhr für Presse und Radiostationen veröffentlicht: „Es war in der Nacht zu einer Auseinandersetzung zwischen rund 15 Mitgliedern der ,United Tribuns‘ und vier Mitgliedern der ,Black Jackets‘ gekommen. Über Verletzungen und die Ursache der Auseinandersetzung ist der Polizei nichts bekannt.“
Wie immer in solchen Fällen, hüllen sich die Betroffenen in Schweigen. Es war jedoch zur Polizei durchgedrungen, dass die „Black Jackets“ ihre Mitglieder im ganzen Land mobilisiert haben und sie aufforderten, nach Pforzheim zu kommen, um sich an den „United Tribuns“ zu rächen.
Kontrollstellen eingerichtet
Gegen Mitternacht wurden daher aufgrund der zu erwartenden gewalttätigen Auseinandersetzungen auch Kräfte benachbarter Polizeidienststellen und der Bereitschaftspolizei angefordert. Diese befanden sich auf Streifenfahrt durch Pforzheim und richteten Kontrollpunkte auf den Einfahrtsstraßen und anderen als strategisch wichtig angesehenen Stellen ein. Wer als Mitglied der „Black Jackets“ auffiel, wurde belehrt und auf Konsequenzen bis zur möglichen Festnahme hingewiesen, verlautete von Seiten der Polizei.
Drei Wochen zuvor, am frühen Samstagmorgen des 27. November, war es auf einem Parkplatz am Hauptgüterbahnhof zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen rund 50 Mitgliedern des Motorradclubs „Hells Angels“ und den „United Tribuns“ gekommen. Drei Personen wurden verletzt. Neben Baseballschlägern und Macheten kam damals auch eine Schusswaffe zum Einsatz. Es kam zu vorübergehenden Festnahmen.
Auch in diesem Fall versteckten sich die Betroffenen („nix gesehen, nix gemacht“) hinter einer Mauer des Schweigens.
Gefällt mir Wird geladen …
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.